Am 19. April nun machten wir uns auf den Weg nach Nepal, um das von uns finanzierte neue Schulgebäude in Kharikhola einzuweihen und offiziell an die Schulverwaltung zu übergeben. Die alten Gebäude waren alle bei dem großen Erdbeben 2015 zerstört worden. Zwei der Gebäude wurden inzwischen schon wieder aufgebaut, aber ein drittes fehlte noch. Dieses war Mitte März nach nur 11 Monaten Bauzeit fertiggestellt worden. Es war unser erstes größeres Projekt. Ein zweistöckiges, erdbebensicheres Gebäude mit 4 Klassenzimmern für je 20 Schüler. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 105.000€.
Unsere Reisegruppe bestand aus zwei der privaten Hauptspender Dr. Johann Frank und Katharina Hage mit Ihren beiden Söhnen Patrick und Peter und unserem 1. Vorstand Peter Meckler.
Nach einem angenehmen Flug von Frankfurt über Doha kamen wir am 20. April vormittags in Kathmandu an und wurden von 28° schwülwarmer Luft und dem üblichen Verkehrschaos empfangen. Den Nachmittag nutzen wir für erste Einkäufe in Thamel, dem Mekka aller Nepal-Touristen. Abends hatten uns Renate und Pasang, Chef unserer Partnerorganisation Himalayan Trust Nepal (die Hillary-Stiftung), zu sich nach Hause eingeladen. Wir genossen nepalesische Gastfreundschaft an einem wunderbaren Ort der Stille mitten in der Hektik Kathmandus. Nach Besichtigung von Haus und Garten und einer nepalesisch-bayerischen Brotzeit wurden wir sicher zurück zum Hotel chauffiert.
Am nächsten Morgen ging es früh los. Pasang stand schon vor 7 Uhr mit 2 Jeeps plus Fahrern bereit. Das Gepäck war schnell verstaut und wir machten uns auf die 280 km lange, etwa 9-stündige Fahrt nach Salleri. Müde von der langen Zeit ohne Bewegung, vertraten wir uns in Provinzhauptstadt noch etwas die Beine und verschwanden nach ein zwei Sherpa-Bieren bald in unseren Betten.
Der nächste Tag war geprägt von einer „Ganzkörper-Massage“ in speziellen Jeeps. Die Strecke war zwar deutlich kürzer, aber eine ungeteerte, reine Off-Road-Strecke ließ die Köpfe so manches Mal ans Wagendach knallen. Von Salleri ging es zunächst 800 Höhenmeter hinunter, auf einer Brücke über den im Everest-Gebiet entspringenden Dudhkoshi und dann wieder 400 Hm hinauf nach Kharikhola. Bei einer Pause konnten wir einen Blick auf den Everest am dunstverhangenen Horizont erhaschen.
Durchgeschüttelt und verstaubt erreichten wir unser Tagesziel am frühen Nachmittag. Dieser „Ritt“ führte uns deutlich die Leistung der Baumannschaft unter der Leitung von Bijay Shresta von Himalayan Trust Nepal vor Augen: Das gesamte Baumaterial musste über diese Strecke mit Traktoren und einachsigen Anhängern transportiert werden. Jede Wagenladung benötigte einen Tag Transportzeit von Salleri nach Kharikhola!
Nach einer kleinen Stärkung mit Dal Bath, dem nepalesischen Nationalgericht bestehend aus Reis, Gemüse und Linsensuppe, sahen wir uns gleich das neue Schulgebäude an und kletterten die Stufen zu dem kleinen Kloster hinauf, wo wir von jungen Kinder-Mönchen freundlich empfangen wurden. Überall auf dem Gelände waren schon die Vorbereitungen für das große Fest am nächsten Tag im Gange.
Beginn war um 10 Uhr geplant, Start war dann nach „Nepali-Zeit“ um 11:30 Uhr, da einer der wichtigen Offiziellen noch mit dem Jeep unterwegs war.
Die Schule in Kharikhola hat ein großes Einzugsgebiet und bietet Ausbildung von der Vorschule bis zum Abitur an. Momentan werden dort etwas über 300 Schüler von 23 Lehrern unterrichtet. Trotz Ferienzeit – das Schuljahr in Nepal läuft von Mai bis April – hatte Pasang zusammen mit der Schulleitung mehr als 50 Schüler und Schülerinnen zur Teilnahme an den Feierlichkeiten motiviert. Ein Rednerpult war aufgestellt und eine Soundanlage installiert, die jeder Disco Ehre gemacht hätte. Über 3 Stunden zog sich das Programm hin, ausgefüllt mit den Reden der vielen Amtsinhaber und Förderer der Schule immer wieder aufgelockert durch Tanzvorführungen von Schülerinnen und Gruppen aus dem Dorf.
Mehrfach gewürdigt wurden die Spenden aus Deutschland.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat zusammen mit den Schmitz-Stiftungen einen Großteil des Projektes finanziert.
Weitere Großspender waren die Fa. Vogt GmbH aus Henfenfeld und die Fa. Sebald, GmbH aus Amberg.
Besonders zu erwähnen ist auch die großzügige Unterstützung des Emmy-Noether-Gymnasiums, Erlangen aus deren jährlichen Spendenlauf.
Die anwesenden privaten Hauptsponsoren Katharina Hage, Fürth und Dr. Johann Frank, Amberg bekamen zudem eine Urkunde in einem für Nepal typischen handgeschnitzten dunklen Holzrahmen überreicht. Als kleine Überraschung wurden auch noch zwei der bestehenden Klassenzimmer mit neuen Möbeln durch eine Spontanspende der Fa. PL. F Immo GmbH, Amberg ausgestattet.
Der Höhepunkt war die offizielle Übergabe des Gebäudes von Himalayan Trust Nepal an die Gemeinde Khumbu Pasang Lhamu Rural Municipality und die Schulverwaltung von Kharikhola. Nach Überreichung der Urkunde an Funuru Sherpa, dem Chairman des zuständigen Verwaltungsbezirks No. 1, ging es geschlossen zum neuen Schulgebäude.
Dort war der Eingang mit Bändern abgesperrt, die für die offizielle Einweihung durchschnitten wurden. Im Schulgebäude und am Eingang wurden die Spendertafeln feierlich enthüllt.
Dann durften die Vertreter von Gemeinde, Schulverwaltung, Himalayan Trust Nepal, Licht für Kinder e.V. und die anwesenden Sponsoren eine Zypresse an der Nordost-Seite des Gebäudes pflanzen.
Die Veranstaltung klang mit einem gemütlichen Beisammensein mit Dal Bath und Hühnchen-Fleisch aus. Zu trinken gab es wie immer Tee, sehr zur Freude der jungen Teilnehmer aber ohne Yak-Butter und Salz.
Im Anschluss bestiegen wir gleich wieder unsere Jeeps und fuhren bis Paiyang, wo wir in einer einfachen Lodge bei Kerzenlicht übernachteten. Nach dem tagelangen Sitzen in den unbequemen Jeeps freuten wir uns am nächsten Morgen auf die etwa sechsstündige Trekking-Tour nach Lukla auf 2.840m. Wir genossen den Weg durch Rhododendrongehölz, offene Weideflächen, über kleine Bäche und vorbei an Mani-Steinen und Gebetsmühlen. Die Pausen in den Teehäusern am Wegrand vermittelten uns einen tieferen Einblick in die einfache Lebensweise der Sherpas im Himalaya. Die Häuser sind aus handbehauenen Steinen praktisch ohne Zement gebaut, mit farbenfrohen Wandbemalungen, Fensterrahmen aus Holz und oft einer Gebetsstange im Gemüsegarten.
In Lukla, dem Startpunkt der meisten Everest-Expeditionen, waren wir in der Himalaya-Lodge direkt über dem Flughafen untergebracht. Da die Start- und Ladepiste kurz ist und ein Gefälle von 12% aufweist, gilt dieser Flughafen als einer der gefährlichsten der Welt. Die Piloten können hier nur auf Sicht fliegen, daher spielt auch das Wetter eine wesentliche Rolle. Dies durften wir am eigenen Leib erfahren.
Am nächsten Morgen konnten wir noch die in kurzen Abständen an- und abfliegenden kleinen, zweimotorigen Maschinen bestaunen, aber schon nachmittags war die Sicht so schlecht, dass der Flugbetrieb eingestellt wurde. Wir konnten den Tag aber trotzdem bei warmem Wetter und einer kleinen Wanderung rund um Lukla genießen. Am Spätnachmittag stand dann noch ein Treffen mit unseren Patenkindern in Lukla auf dem Plan. Mit einigen der älteren Kinder war schon eine kleine Diskussion auf Englisch über Lieblingsfächer und Berufswünsche möglich. Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, dass die Kinder, die von unseren Mitgliedern unterstützt werden, sich so positiv entwickeln und dass unsere Hilfe ankommt.
Da auch am nächsten und am übernächsten Tag die Flüge nach Ramechhap - ein kleiner Flughaben ca. 4 Autostunden von Kathmandu entfernt - nicht stattfinden konnten, buchten wir kurzentschlossen einen Heli-Flug direkt nach Kathmandu.
Dort hatten wir dann noch einen Tag für Gespräche zu den anstehenden neuen Projekten im Büro von Himalayan Trust Nepal. Auch für ein paar Einkäufe blieb noch Zeit. Den Abend ließen wir dann bei Pizza und Bier an der großen Stupa in Bodnath gemütlich ausklingen und traten am nächsten Morgen einigermaßen ausgeruht den Rückflug nach Frankfurt an.